Wasserverknappung, der steigende Nahrungsmittelbedarf einer wachsenden
Weltbevölkerung und Urbanisierung führen in zahlreichen Regionen der Welt zur Nutzung von Abwasser zur Bewässerung in der Landwirtschaft. Dies schont Ressourcen, birgt aber auch Risiken: Durch das Abwasser gelangen Antibiotika, Desinfektionsmittel und viele weitere Substanzen zusammen mit antibiotikaresistenten Bakterien auf die Felder, in die Böden – und letztlich in unsere Nahrungsmittel. Zur Beurteilung von Ausmaß und Relevanz dieser Risiken sowie der Risikominimierung durch die Behandlung des Abwassers fehlt bislang jedoch die Grundlage. Um diese Grundlage zu schaffen, fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) eine neue Forschungsgruppe unter Federführung der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) mit rund 2,5 Millionen Euro für zunächst vier Jahre.
Die Forschungsgruppe FOR 5095 „Interaktionen von Schadstoffen, Antibiotikaresistenz und Pathogenen in einem sich ändernden Abwasserbewässerungssystem“ wird am Beispiel des weltweiten größten zusammenhängenden Abwasserbewässerungssystems nördlich von Mexiko City die Selektion von Antibiotikaresistenzen und die Ausbreitung von Krankheitserregern in Agrarsystemen und ihren Transfer in Nahrungsmittel untersuchen. Das rund 900 Quadratkilometer große Gebiet wurde etwa 100 Jahre lang mit einer Mischung aus unbehandeltem Abwasser und Regenwasser bewässert. Dadurch haben sich Arzneimittel, Desinfektionsmittel, Metalle und zahlreiche weitere Substanzen in den Böden der Felder angereichert, wie unter anderem das Team von Prof. Dr. Jan Siemens, Professur für Bodenressourcen und Bodenschutz an der JLU und Sprecher der neuen DFG-Forschungsgruppe, in Zusammenarbeit mit mexikanischen Wissenschaftlerinnen bereits in früheren Untersuchungen festgestellt hat. Nach Inbetriebnahme einer neuen Kläranlage gelangt das Wasser nicht mehr ungeklärt auf die Felder. Die dadurch ausgelösten Veränderungen wollen die Forschenden nun untersuchen.
Von Seiten der Universität Bonn sind Teams um Dr. Melanie Braun und Prof. Dr. Wulf Amelung von der Allgemeinen Bodenkunde und Bodenökologie und Prof. Dr. Gabriele Bierbaum, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie, beteiligt. Sie befassen sich im Rahmen der Forschungsgruppe mit der Rolle von Nanopartikeln auf die Mobilität und Bioverfügbarkeit von Antibiotika im Untersuchungsgebiet sowie mit den damit zusammenhängenden Mechanismen der Antibiotika-Resistenzbildung bei subinhibitorischen Konzentrationen.
Pressemitteilung der Universität Gießen: https://www.uni-giessen.de/ueber-uns/pressestelle/pm/88-21dfgforschungsgruppebewaesserungmitabwasser