Folgt die Landwirtschaft den Empfehlungen der Forschung, muss der Schlagersänger Jürgen Drews sein Bett künftig wohl im Korn- und Bohnenfeld aufschlagen. Denn aus wissenschaftlicher Sicht hat die gemeinsame Aussaat verschiedener Arten auf ein und demselben Acker einige Vorteile: Da Pflanzen unterschiedliche Ansprüche haben, machen sie sich bei einem solchen Misch-Anbau weniger Konkurrenz als in einer Reinsaat. Sie nutzen das Wasser- und Nährstoffangebot also besser aus und liefern in der Summe mehr Ertrag. Hinzu kommt, dass manche Arten - Bohnen sind dafür ein gutes Beispiel - Stickstoff aus der Luft binden und als natürlichen Dünger nutzen können. Davon profitiert dann auch die andere Kultur.
„Pflanzenmischungen machen zudem Unkräutern das Leben schwer“, sagt Prof. Dr. Thomas Döring vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) der Universität Bonn. „Außerdem werden sie deutlich weniger von Schädlingen befallen. Insekten sind meist auf eine Art spezialisiert; beim Mischanbau finden sie also einfach weniger passende Pflanzen vor.“ Diese Vorteile sind wissenschaftlich gut belegt. Döring hat nun aber zusammen mit seinem Mitarbeiter Dr. Séverin Hatt untersucht, ob sie sich durch flankierende Maßnahmen weiter steigern lassen.
Blühstreifen locken Blattlaus-Killer an
In einem zweijährigen Feldexperiment haben die Forscher dazu einerseits zwei verschiedene Mischungen angebaut: Bohnen und Weizen sowie Saatmohn und Gerste. Zusätzlich legten sie an den Feldrändern sogenannte Blühstreifen an - das sind schmale Gebiete, auf denen Wildblumen wachsen. „Die Streifen locken nützliche Insekten an, die sich von Schädlingen ernähren“, erklärt Döring, der auch Mitglied im Exzellenzcluster Phenorob und im Transdisziplinären Forschungsbereich Sustainable Futures ist. „Dazu zählen etwa Schwebfliegen oder Marienkäfer, deren Larven sehr effektive Blattlaus-Killer sind.“
Tatsächlich nahm der Blattlaus-Befall der Mischkulturen in einer Entfernung von bis zu zwanzig Metern von den Blühstreifen deutlich ab. Hinzu kam ein weiterer Effekt: Mischungen aus Bohnen und Weizen oder Saatmohn und Gerste unterdrücken Unkräuter zwar auf natürliche Weise, aber nicht komplett. Wenn der Landwirt oder die Landwirtin nicht weitere Schritte ergreift, wachsen in unregelmäßigen Abständen immer wieder Wildpflanzen hoch.
Rest-Unkräuter erleichtern es Nutzinsekten, sich auszubreiten
„Wir konnten nun zeigen, dass diese Rest-Unkräuter es Nutzinsekten erleichtern, sich weiter ins Feld auszubreiten“, sagt Döring. „Dass sie den Ertrag gefährden, war hier nicht der Fall. Im Gegenteil - die Studie belegt, dass sie sogar bei der Schädlings-Bekämpfung helfen.“ Die Ergebnisse wurden auf Flächen gewonnen, die nach Maßgaben des Biolandbaus bewirtschaftet werden. Inwieweit sie sich auch auf die konventionelle Landwirtschaft übertragen lassen, muss noch untersucht werden.
Unter Öko-Bedingungen lässt sich aus ihnen jedoch bereits jetzt eine eindeutige Empfehlung ableiten: Landwirtinnen und Landwirte sollten Blühstreifen anlegen, verstärkt zu Saatmischungen greifen und sich von den Restunkräutern nicht zu sehr beunruhigen lassen. Durch diese Kombination von Maßnahmen lassen sich Schädlinge gut in den Griff bekommen und zugleich Unkräuter in ausreichendem Maße unterdrücken.
Zur Pressemitteilung der Universität Bonn:
https://www.uni-bonn.de/de/neues/128-2024 | 25.06.2024