„Als Exzellenzuniversität mit insgesamt sechs Exzellenzclustern ist die Universität Bonn ein besonderer Exponent des Wissenschaftsstandorts Nordrhein-Westfalen. Der Campus Klein-Altendorf und die Exzellenzcluster „PhenoRob“ und „Bonn Center for Dependency and Slavery Studies“ sind hervorragende Beispiele dafür, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ihren Ideen und Projekten das Leben der Menschen in unserem Land verändern: Forscherinnen und Forscher aus unterschiedlichsten Disziplinen bündeln hier ihre Expertise, um gemeinsam wichtige Forschungsthemen wie eine nachhaltige Pflanzenproduktion in Zeiten des Klimawandels oder moderne Abhängigkeitsstrukturen in unserer Gesellschaft zu bearbeiten. Die Ergebnisse, die sie dabei erzielen, kommen nicht nur der Wissenschaft, sondern den Menschen in Nordrhein-Westfalen und weit darüber hinaus zu Gute“, sagte Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen bei ihrem Besuch.
Rektor Michael Hoch dankte der Ministerin im Namen aller Beteiligten: „Die Universität Bonn ist ein Ort exzellenter, weltweit renommierter Wissenschaft. Die Ministerin hat uns beim Ausbau unserer Leistungsfähigkeit in den letzten Jahren immer großartig unterstützt. Daher freuen wir uns sehr, dass wir ihr einmal mehr herausragende Beispiele aus unserer Spitzenforschung und ihrem Nutzen für die Gesellschaft vorstellen konnten.“
Nach einer Einführung in die Verbundforschung der Landwirtschaftlichen Fakultät durch Prodekan Prof. Dr. Heiko Schoof, besuchte die Ministerin in Begleitung von Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch das Exzellenzcluster PhenoRob, der einzige agrarwissenschaftliche Exzellenzcluster in Deutschland. Die beiden Clustersprecher, Prof. Dr. Heiner Kuhlmann und Prof. Dr. Cyrill Stachniss, gaben einen Einblick in die gemeinsame Forschung der Universität Bonn mit dem Forschungszentrum Jülich. Das Ziel von PhenoRob ist es, wichtige Schritte in Richtung einer produktiveren, ressourcen-effizienteren und nachhaltigeren Nutzpflanzenproduktion zu ermöglichen. Das bedeutet, den ökologischen Fußabdruck der Pflanzenproduktion zu verringern, die Qualität von Boden und Ackerland zu erhalten und die besten Wege zur Einführung neuer Technologien aufzeigen.
Bei der Präsentation zweier Drohnen und eines PhenoRob-Roboters wurde deutlich, dass der Stellenwert der Digitalisierung in der Agrarwirtschaft in Zukunft weiter rasant steigen wird. Mit Hilfe der Geräte können die Forschenden systematisch verschiedene Parameter erfassen und Auswirkungen von Veränderungen auf das Pflanzwachstum untersuchen.
Nachhaltige und ökologische Baustoffe
Im zweiten Programmpunkt des Besuchs führte Prof. Dr. Ralf Pude, der Leiter der Außenlabore der Universität, die Ministerin durch unterschiedliche Bereiche des Campus-Areals. Die praxisorientierte Forschung an nachwachsenden und biobasierten Rohstoffen auf dem Campus soll unter anderem zu nachhaltigen und ökologischen Alternativen für heutige Baustoffe und Verpackungsmaterialien führen. In einer der Versuchsanlagen besichtigte die Ministerin die Forschung an Torfersatz aus nachwachsenden Rohstoffen. An einer weiteren Station wurden Wandelemente aus dem schnellwachsenden Baum Paulowina vorgeführt, der in Zukunft als Fichtenersatz dienen könnte. An einer 11 Meter langen Kühlraumwand wurde veranschaulicht, dass nachwachsende Rohstoffe, wie das Süßgras Miscanthus, hervorragende Eigenschaften als Baustoff besitzen und darüber hinaus noch ökologisch angebaut werden können.
Abhängigkeitsstrukturen sichtbar machen
Als dritte Station besuchte die Ministerin den Exzellenzcluster „Bonn Center for Dependency and Slavery Studies“ (BDSS) in der Innenstadt. Nach einer Einführung durch den Dekan der Philosophischen Fakultät, Prof. Dr. Volker Kronenberg, stellte Clustersprecher Prof. Dr. Stephan Conermann das Konzept des Clusters mit seinem erweiterten sowie inter- und transdisziplinären Zugang zur Abhängigkeitsforschung vor. Überkommene Begriffe wie Freiheit und Sklaverei reichten nicht mehr aus, um das Kontinuum der sozialen Abhängigkeit zu erforschen und zu beschreiben. Die mehr als 100 internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus vier Fakultäten und 43 Disziplinen, von Ägyptologie über Archäologie, Germanistik, Geschichte bis hin zu Tibetologie und Soziologie, untersuchen daher alle Formen menschlicher Ausbeutung wie Sklaverei, Leibeigenschaft, Schuldknechtschaft, oder Zwangsarbeit über Epochen, Regionen und Kulturen hinweg.
Welche Ausprägungen diese tiefgreifenden "asymmetrischen Abhängigkeiten" annehmen können, demonstrierten elf Mitglieder des Clusters, von Masterstudierenden bis Seniorprofessorinnen und -professoren, anhand unterschiedlicher Quellen. Darunter war beispielsweise ein in Boston veröffentlichter Almanach aus dem 19. Jahrhundert, der sich ganz der Abschaffung der Sklaverei verschrieben hatte, selbst aber wiederum gesellschaftlichen Abhängigkeitsstrukturen unterworfen war. Andere Zeugnisse waren z.B. eine an der afrikanischen "Goldküste" verhängte Verurteilung zur Sklaverei aus dem 18. Jahrhundert, die Sklaverei als Mittel zur Zahlung von Schuld vorsah.
Der Besuch der Ministerin schloss mit dem gemeinsamen Blick in die Ausstellung "Ressourcen der Macht", die auf eindrucksvolle Weise zeigt, dass sich Abhängigkeitsverhältnisse auch in Objekten widerspiegeln. Der Thematik der „Embodied Dependencies“ werde, so der Clustersprecher, 2024 nochmals eine große Ausstellung gewidmet.