Ob als Öl, Saat oder Schrot – Leinsamen werden schon lange vielseitig verwendet. Zudem sind aufgrund aktueller Ernährungstrends zunehmend proteinreiche pflanzliche Lebensmittel gefragt. Neue Technologien ermöglichen es, solche Lebensmittel aus den Nebenprodukten der Leinsamenverarbeitung zu kreieren und somit einen ressourcenschonenden Rohstoffeinsatz zu erzielen: Was nach dem Kaltpressen von Leinsamen übrigbleibt, kann beispielsweise eine Ölmühle zu einem Bio-Proteinmehl vermahlen, das reich an Ballaststoffen und hochwertigen Proteinen ist.
Neben den wertgebenden Inhaltsstoffen der Leinsamen, können die Saat oder die Verarbeitungsprodukte gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe wie Blausäure oder Cadmium enthalten. Während die Blausäure (die sogenannten cyanogenen Glykoside) als pflanzeneigene Inhaltsstoffe ein Syntheseprodukt zur Schädlingsabwehr darstellen, handelt es sich bei Akkumulation des Schwermetalls Cadmium um eine externe Kontamination über Cadmiumanreicherungen im Boden. Die Problemstoffe können sich beim Entölen der Leinsamen im Presskuchen anreichern. Hinzu kommt, dass Leinsamen überwiegend importiert werden und demnach wenig Einfluss weder auf die wertgebende noch auf die wertmindernde Qualität genommen werden kann.
Aus Gründen der Lebensmittelsicherheit ist es aber zwingend erforderlich, den Gehalt an problematischen Stoffen in Leinprodukten zu minimieren. Genau hier setzt das neue interdisziplinäre Forschungsvorhaben „Linovit“ des Deutschen Instituts für Lebensmitteltechnik e.V. (DIL) und des Instituts für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) der Universität Bonn (Prof. Dr. Ralf Pude und Hanna Blum) an. Von Anfang an ist auch die sächsische Ölmühle Moog als Partner eingebunden. Das Projekt wird für drei Jahre mit 480.000 Euro im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) gefördert.
In dem Forschungsvorhaben geht es darum, die Inhaltsstoffe von Leinsamen und deren Verarbeitungsprodukte entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu analysieren. Ziel ist es, Stellschrauben zu finden, um wertgebende Inhaltsstoffe anzureichern und zugleich den Gehalt wertmindernder Substanzen zu verringern. Anhand von bundesweiten Anbauversuchen mit jährlich über 20 überwiegend ökologisch wirtschaftenden Landwirten wollen die Forscher des INRES den Sorten- und Standorteinfluss untersuchen. Darüber hinaus sind Feldexperimente am Campus Klein-Altendorf geplant.